langlebigkeit


LANGLEBIGKEIT VON FAMILIENUNTERNEHMEN


Unter dem Begriff „Transgenerationalität“ werden generationenübergreifende Aspekte untersucht, die zur Langlebigkeit von Familienunternehmen beitragen. Nachfolgeprozesse beginnen nicht erst, wenn der Junior in die Firma eintritt, vielmehr werden erste Weichen innerfamiliär bereits gestellt, wenn er oder sie auf die Welt kommt. Die Nachfolge begleitet Unternehmen und Familie demzufolge kontinuierlich. Und Nachfolge ist nicht der einzige Aspekt, der zu Langlebigkeit beiträgt, es geht um grundsätzliche Fragen, wie das Verhältnis von Familie und Unternehmen dauerhaft zu beiderseitigem Nutzen organisiert werden kann. Zahlreiche wissenschaftliche Fragestellungen lassen sich hier finden, etwa mit welchen Vorstellungen die Erziehung der nächsten Generation erfolgt, wie Nachfolgeregelungen ausgehandelt und implantiert werden, in welcher Form die Übertragung von Anteilen an die Kinder vonstatten geht, wie reflektiert und strukturiert all diese familienstrategischen Entscheidungsprozesse vor sich gehen usw. Zu diesem Thema gehören zahlreiche generationenübergreifende Herausforderungen, die in Unternehmerfamilien mehr oder weniger professionell bearbeitet werden.

LANGLEBIGKEIT ALS HERAUSFORDERUNG WISSENSCHAFTLICHER FORSCHUNG


Die Frage danach, wie Langlebigkeit gelingt, hat das Wittener Institut seit seiner Gründung 1998 beschäftigt. Ein erstes großes Projekt befasste sich genau damit: Was sind die Erfolgsmuster, die es möglich machen, dass Familienunternehmen über mehrere Generationen in Familienbesitz bleiben, zum Nutzen sowohl des Unternehmens als auch der Familie? „Langlebigkeit“ stand auch im Mittelpunkt eines zweiten größeren Projekts, das einen Überblick darüber geben sollte, wie die großen und langlebigen Unternehmen (hundert Jahre und älter) in Deutschland vom Unternehmen und von der Familienseite her aufgestellt sind. Das Projekt „Familienstrategie über Generationen“ war als „Lernreise“ konzipiert, in der eine Reihe der größten und bedeutendsten deutschen Familienunternehmen sehr konkret jeweils ihre familienstrategischen Regelsysteme vorstellten und diskutierten. Es wurde 2017 mit dem Entwurf einer Systemtheorie der Unternehmerfamilie abgeschlossen. In diesem Werk sind die Erkenntnisse aus knapp zwanzig Jahren Wittener Familienunternehmensforschung zusammengefasst. Aktuell werden im Projekt „dynastische Großfamilien“ die besonderen Belange von Unternehmen untersucht, die einen großen Gesellschafterkreis (etwa ab 80 Anteilseignern, oft sind es weit über hundert) handhaben müssen. Das WIFU steht in enger Zusammenarbeit mit der ESADE-Business-School in Barcelona. Das von Prof. Dr. Alberto Gimeno, er ist auch Gastprofessor am WIFU, entwickelte Konzept der „mentalen Modelle“ hilft, verschiedene Logiken von Familienunternehmen zu unterscheiden (patriarchale Logik, das Modell der operativen Familie, das der aktiven Eigentümerfamilie und das der Investment-Family) wird von uns in vielfacher Hinsicht als grundlegendes Strukturmodell genutzt.

FAMILIENSTRATEGIE ALS
PRAKTISCHER ANSATZ


Mit diesem Begriff werden alle Bemühungen beschrieben, die zum Ziel haben, das Verhältnis von Familie und Unternehmen langfristig positiv zu gestalten. Hier sind viele kritische Fragen zu thematisieren, denn die Verbindung der so gegensätzlichen Sozialsysteme Familie und Unternehmen erfordert ständige Aufmerksamkeit. Während die Familie die Beziehung zwischen den Mitgliedern, ihre Emotionalität und ihr Wohlbefinden in den Vordergrund stellt, stellt die Logik des Unternehmens die Frage in den Vordergrund, inwiefern das, was gerade passiert, die Entscheidungsfähigkeit des Unternehmens erhält und dafür sorgt, dass der Cashflow stimmt. An zahlreichen Punkten kollidieren diese Logiken, dort entsteht der Bedarf nach einer Formalisierung und Organisierung familiärer Prozesse: die Familie gibt sich Regeln (zu klären ist, wie man mit Regelverstößen umgeht), bildet Gremien (sogleich entsteht hier die Frage, wer mit welchen Qualifikationen und aufgrund welcher Wahlprozeduren in diese hinein entsandt wird) u.v.a.m. Angesichts der Tatsache, dass die stärkste Bedrohung für Familienunternehmen nicht marktseitig besteht, sondern in der Frage, in welchem Maß innerfamiliäre Konflikte auf das Unternehmen durchschlagen, ist das Thema eines effektiven Konfliktmanagements in Unternehmerfamilien vordringlich.

LITERATUR (AUSWAHL)


FORSCHUNGSPROJEKTE


  • Mehr-Generationen Familienunternehmen (2000-2005)
  • Große Deutsche Familienunternehmen (2007-2011)
  • Konflikte in Familienunternehmen (2011-2013)
  • Familienstrategie über Generationen (2011-2017)
  • Dynastische Großfamilien (seit 2017)

VERANSTALTUNGEN


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