Unterwegs in Japan – Reisebericht von Dr. C. Sigrun Caspary | WIFU – Wittener Institut für Familienunternehmen

Unterwegs in Japan – Reisebericht von Dr. C. Sigrun Caspary

19. Oktober 2022

Japan-Aufenthalt (19. September bis 20. Oktober 2022) – Dr. Sigrun C. Caspary

Im September und Oktober 2022 absolvierte Dr. Sigrun C. Caspary auf Einladung der Kansai University einen Forschungsaufenthalt in Japan.
Die Kansai University ist Partnerhochschule der Universität Witten/Herdecke in Osaka. Einladender Professor war Katsuyuki Kamei von der Faculty of Societal Safety Sciences, der sich unter anderem mit dem Risk Management von Familienunternehmen beschäftigt. Der Japan-Aufenthalt von Dr. Sigrun C. Caspary war bereits für das Jahr 2021 vorgesehen, konnte allerdings aufgrund der strengen Corona-Bestimmungen in Japan erst im Herbst 2022 realisiert werden.
Die Forschungsreise fand im Rahmen des Japan-Projekts des WIFU statt, welches die Untersuchung der Langlebigkeit von japanischen Familienunternehmen zum Ziel hat. Bestandteil der Universitätskooperation ist ein Forschungsprojekt von Dr. Sigrun C. Caspary und Prof. Katsuyuki Kamei zum Thema „Töchter in der Nachfolge“, dessen erste Ergebnisse bereits auf wissenschaftlichen Tagungen (z. B. auf der IFERA 2021) vorgestellt wurden.

Vorträge an der Partnerhochschule Kansai University

Wie unter dem Austauschprogramm vorgesehen, hielt Dr. Sigrun C. Caspary an der Kansai University folgende Vorträge: Ein Vortrag im Zusammenhang mit einer Lehrveranstaltung des einladenden Professors, an der etwa 300 Studierende teilnahmen (05.10.2022). Titel der Veranstaltung war „Next Generation und studentisches Leben – Japan und Deutschland im Vergleich“, Vortragssprache war Japanisch. Ein weiterer Vortrag zum Forschungsthema „Nachfolge in Familienunternehmen“, ebenfalls auf Japanisch, wurde am Institut für Wirtschaft und Politik vor Angehörigen der Fakultät für Wirtschaft gehalten. Diese Veranstaltung wurde hybrid durchgeführt. Es nahmen auch Vertreter der lokalen Industrie- und Handelskammer teil.
Die Kansai University hat einen Campus in der Stadt Sakai, die südlich an Osaka angrenzt. Prof. Katsuyuki Kamei ist als Repräsentant der Universität in einer Gesellschaft aktiv, die sich in Kooperation mit der Stadt Sakai und der dortigen Industrie- und Handelskammer für die Förderung der ansässigen Klein- und Mittelständischen Unternehmen engagiert. Darunter sind viele Firmen, die von Familienhand geführt werden. Zu den unterstützenden Vereinigungen gehörte auch die Japan Academy of Family Business (JAFB). Diese Gesellschaft organisiert verschiedene Workshops mit Familienunternehmen der Region. Im Rahmen des Workshops am 7. Oktober 2022 zum Thema „Frauen in der Nachfolge: Beispiel einer Nachfolge Mutter-Tochter bei Nankai Grill“ hielt Dr. Sigrun C. Caspary einen Impulsvortrag. Die Veranstaltung fand in den Räumlichkeiten des Restaurants Nankai Grill statt, einem Familienunternehmen, in dem in zweiter Generation die Tochter nachgefolgt ist. Sie wird das Familienunternehmen in dritter Generation an ihre Tochter übergeben. Unter den Anwesenden waren Professoren und Studierende der Kanasai University, Vertretende der Stadt Sakai, der lokalen Wirtschaftsförderung, die Inhaberin von Nankai Grill und ihre Tochter sowie Angehörige weiterer Familienunternehmen.
Link zu diesen drei Vorträgen: https://www.kansai-u.ac.jp/Keiseiken/1df66eb5ba417eb44adaf12f784ee72fcc9a6236.pdf

Vorträge auf internationalen Tagungen

Während ihres Japan-Aufenthalts hat Dr. Sigrun C. Caspary weitere Fachvorträge rund um das Thema Familienunternehmen gehalten. Auf der 47. Konferenz der Japan Association for Risk Management in Sendai stellte sie am 23. September 2022 zum Themenfeld „Family Business and the Covid-19 Pandemic“ die Forschungsergebnisse der Studie zur Resilienz in Familienunternehmen, die in Kooperation mit Prof. Dr. Thomas Clauß im Sommer 2020 durchgeführt wurde, in japanischer Sprache vor. (Link: https://jarms.jp/convention/taikai20220923/)
Die 16. Jahrestagung der Japan Association of Family Business (Link: http://familybiz-academy.jp/) fand am 15. Oktober 2022 in Hamamatsu statt. Dort war ein japanischsprachiges Proposal zum Thema „Töchter in der Nachfolge – ein deutsch-japanischer Vergleich“ angenommen worden. Den Fachvortrag hielt Dr. Sigrun C. Caspary gemeinsam mit Prof. Kamei. (Programm zum Download: http://familybiz-academy.jp/download/4516/file.pdf).
Ein weiterer Fachvortrag fand auf der Asia-Pacific Family Business Symposium am 30. September 2022 statt (online). Hier war ein Proposal zum Thema „Narratives of Survival – Knowledge Transfer about Crises in Japanese Long-lived Family Business“ eingereicht und angenommen worden. Dieses Projekt ist Bestandteil des WIFU-Projekts zu „Überlebensnarrativen in langlebigen Familienunternehmen“, welches in einem deutsch-japanischen Teilprojekt gemeinsam mit Prof. Toshio Goto und Prof. Ayako Morishita von der Japan Economic University, Tokio, durchgeführt wird.

Symposium bei der Partnerhochschule Reitaku University

Die Reitaku University in Kashiwa, Präfektur Chiba, ist ebenfalls eine Partnerhochschule der Universität Witten/Herdecke. An dieser Universität wurde im Sommer letzten Jahres das Center for Global Family Business Research (Link: https://www.reitaku-u.ac.jp/research/global-family/) gegründet. Am 18. Oktober 2022 wurde das erste Internationale Symposium zum Thema „Chancen für internationale Kooperationen in Familienunternehmen: Japan und Deutschland“ abgehalten (Link: https://www.reitaku-u.ac.jp/research/global-family/1776364/). Das Symposium fand in Kooperation mit dem Institute for Moralogy der Reitaku University, dem DWIH Tokyo/DAAD Tokyo und dem Büro NRW.Global Business Japan (Tokyo) statt. Nach den Vorträgen von Prof. Akihito Kondo (Global Family Business Research), Prof. Tatsuhiko Nagaji (Moralogy Institute), Georg K. Löer (NRW. Global Business Japan), Dr. Axel Karpenstein (DAAD/Tokyo) und Dr. Sigrun C. Caspary („Japanische Familienunternehmen aus deutscher Sicht“ (auf Japanisch) wurden in einer Podiumsdiskussion zwischen den Vortragenden weitere Erkenntnisse zu Familienunternehmen im deutsch-japanischen Vergleich ausgetauscht, wobei auch Fragen aus dem Plenum aufgegriffen wurden. Für das Symposium hat Prof. Masahiro Nagata eine Übersetzung des WIFU-Praxisleitfadens „Securing Succession in a Family Business across Generations“ (T. Groth, T. A. Rüsen und A. v. Schlippe, 2020) ins Japanische vorgenommen (Link zum Leitfaden: https://www.wifu.de/en/bibliothek/securing-succession-in-a-family-business-across-generations/?display_lng=en&type=plf&lng=en&pdf=1&pg=1).

Besuche von langlebigen Familienunternehmen

Der Forschungsaufenthalt diente ebenfalls dazu, im Rahmen des Forschungsprojekts „Soziale, kulturelle und religiöse Einbettung von Familienunternehmen“ von PD Dr. Tobias Köllner Interviews mit japanischen Familienunternehmen zu führen. Im Zentrum des Projekts steht die Frage, wie in langlebigen Familienunternehmen die Familienstrukturen aussehen und wie diese familiären Beziehungen die Nachfolge beeinflussen. Dazu besuchte Dr. Sigrun C. Caspary eines der ältesten bekannten und durch die Unternehmerfamilie betriebene Familienunternehmen, Sennen no Yu Koman (gegr. 717) in Kinosaki Onsen sowie weitere im Ort ansässige langlebige Familienunternehmen (zwischen 130 und 200 Jahre alt). Weitere Interviews mit Vertretern von langlebigen Familienunternehmen wurden unter anderem geführt bei Sankogan, einem 1319 gegründeten Pharmaziehersteller in Gose, sowie bei Nakagawa Masashichi Shoten (gegründet 1716 in Nara), einem Mitglied der „Les Hénokiens“, und der ältesten Ikebana-Schule, Ikenobo in Kyoto.
Bei allen Veranstaltungen und Aktivitäten konnten wertvolle Erkenntnisse gewonnen, Kontakte geknüpft und Kooperationen gefestigt bzw. weitere Projekte angeregt werden, welche die WIFU-Forschungen zur Langlebigkeit von Familienunternehmen voranbringen werden. Die Ergebnisse der Japan-Reise werden ebenso in die bilateralen Projekte zum deutsch-japanischen Vergleich von Überlebensnarrativen sowie zum internationalen Kulturvergleich der Unternehmerfamilie einfließen.
Einige Highlights des Aufenthalts sind in den Social-Media-Kanälen der WIFU-Stiftung und im WIFU@Research LinkedIn-Kanal bebildert geteilt worden.

Hinweis: Am 22. November 2022 wird Prof. Toshio Goto am WIFU einen Vortrag zum Thema „Family Precepts – Transfer Values to the Next Generation“ halten.

Vorstellung der WIFU-Stiftung und des WIFU, Vortrag an der Kansai University, 5.10.2022

Dr. Caspary mit Prof Goto (ganz rechts im Bild), Prof Morishita und Vertretern langlebiger Familienunternehmen in Kinosaki Onsen, ganz links im Bild T. Hiuke, CEO von Koman